
Jan A. Karon
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Eines der größten Probleme in der Auseinandersetzung mit Migration ist die niedrige Erwartungshaltung, die Linke in Köpfe eingepflanzt haben und die den Diskurs prägen, unter anderem, weil nahezu alle Journalisten diese Prämissen verinnerlicht haben. Was ich damit meine: Wann immer jemand Migration und ihre Konsequenzen kritisiert, kommen Leute an und erzählen vom Iraker, der in der Ausbildung Bestnoten erzielt; der gesetzestreuen ghanaischen Altenpflegerin; dem freundlichen libanesischen Imbissverkäufer; dem integrierten Georgier. Mal davon abgesehen, dass angezweifelt werden könnte, wie oft diese Geschichten tatsächlich stimmen, liegt dem Ganzen der Gedanke zu Grunde, dass diese Menschen Abweichungen seien, die ein böses rechtes Narrativ entkräften. Dabei müsste die Debatte in einem Land mit sinnvoller Einwanderungspolitik in einer globalisierten Wirtschaft genau andersrum geführt werden: Als Minimum sollte es erforderlich sein, dass Menschen, die zu uns kommen, fleißig, ehrgeizig, gesetzestreu sind und sich integrieren. Der beschriebene Iraker, die Ghanaerin, der Libanese und Georgier sollten keine Abweichung sein, sondern der Standard. Sie sollten – ganz normativ gesprochen – die Anspruchshaltung definieren, die nicht eingefordert werden muss, sondern gleichermaßen Norm und Erwartung darstellt. Anders gesagt: Nicht-Integration und Kriminalität sollten im Umkehrschluss dazu führen, dass Zuwanderer ihre Gastrechte verwirken und wieder gehen müssen. Und bei jeder Person, die hier schwer delinquent wird, sollte gefragt werden, wie es sein kann, dass sie hier herkam, Gastfreundschaft missbrauchte, dem Land schadete – und wer auf politischer und behördlicher Ebene die Verantwortung trägt. Diejenigen, die Verantwortung tragen, sollten sich dafür rechtfertigen. Das passiert aktuell nicht, auch, weil unsere Einwanderungspolitik fast gänzlich auf Vetting, Backgroundchecks und Selektion verzichtet. Der Status Quo ist vielmehr, dass Menschen hier (etwa in Lausitz, Bayern oder Erzgebirge), auftauchen, Asyl fordern – und fortan hier sind. In diesem Istzustand lässt sich Verantwortung hervorragend abwälzen, weil der Regelbruch zur Regel geworden ist – und es keinerlei Verantwortlichen innerhalb des Missbrauchssystems gibt. Wenn die Zuwanderung dieser Menschen dann negative Konsequenzen hat – und oft sind sie verheerend, Stichwort: Tötungsdelikte, Vergewaltigungen, Körperverletzung –, heißt es: »Es gibt immer schwarze Schafe«, man könne nicht »in die Köpfe der Menschen gucken«, die »Umstände« vor Ort (= Deutschland) seien Schuld. Anpassung und Gesetzestreue werden nicht als Bringpflicht angesehen, sondern als diffuse rassistische Hürde der Einheimischen, als Schikane und Stimmungsmache. Dabei muss (neben Abschiebungen und dem Mitbedenken einer demographischer Komponente bei Einwanderung) Anspruchshaltung in der Migrationsfrage umgedreht werden: Nicht Einwanderungskritiker und Betroffene dieser (irrsinnigen) Politik sollen sich dafür rechtfertigen, weshalb sie Dinge anprangern, die schief laufen; sondern Einwanderungslobby und Staat müssen in die Pflicht genommen und angezählt werden, wenn Dinge nicht rund laufen – und ihre Politik zu Schäden führt. Und zwar bei jedem sogenannten »Einzelfall«.